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08.12.2004: Franz Schandl an André Gorz (Fax)

Wien, am 8. Dezember 2004

Lieber André,

nun verstehe ich zumindest die Aufregung besser. In der WOZ steht tatsächlich (übrigens nicht der einzige inhaltliche Fehler, nur ist mir dieser bei der ersten Lektüre nicht aufgefallen):

Die Variante, die er nunmehr vertritt, finanziert sich „durch die Besteuerung von Löhnen und Mehrwert“. (WoZ-Fassung)

Hätte ich das geschrieben, wäre es nicht nur falsch, sondern durchaus eine üble Zurichtung eines Zitats gewesen. Allerdings habe ich es nicht geschrieben, sondern der Redakteur hat’s umformuliert, weil er (wie ich schon im Brief vom 16. November mitteilte) mit dem Text absolut nicht zurechtgekommen ist. Das tut mir leid, aber dafür kann ich nichts. Wäre mir das Unterstellte wirklich passiert, würde ich den Irrtum auch eingestehen, aber eigentlich lese ich Texte sehr aufmerksam.

Geschrieben habe ich aber, und ich hab’s auch soeben im WOZ-Manuskript überprüft, und genau so steht’s in den neuen Streifzügen und im Internet:

Als aktuelles Etappenziel fordert er nach wie vor die Durchsetzung eines bedingungslos garantierten Existenzgeldes, dieses sei eine direkte „Attacke auf das Wertgesetz“. Die Variante, die er nunmehr vertritt, ist eine, die sich unabhängig von „Transferleistungen durch die Besteuerung von Löhnen und Mehrwert“ finanziert.“ (in allen Schandl-Fassungen)

Sind die Streifzüge 32 noch nicht angekommen? Sie gingen schon Ende November in die Post. Es wäre schade, würde dadurch unser Verhältnis getrübt. Die anderen Differenzen könnten, ja sollten wir diskutieren, auch in den Streifzügen gibt es keine einheitliche Linie zum Existenzgeld. Hättest Du Lust und Interesse, auf ein zwei Seiten (oder auch mehr) deinen Standpunkt (vielleicht auch in Abgrenzung zu meiner Kritik) zusammenzufassen? Uns würde das freuen, mich insbesondere.

Herzliche Grüße

(Franz)

Veröffentlicht in Briefe