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07.11.2006: André Gorz an Franz Schandl

Schweiz, 7. November 2006

Lieber Franz,

Sei mir bitte nicht böse. Meine Frau und ich haben die miserabelsten sieben Monate unseres Lebens hinter uns. Beide waren wir aus unterschiedlichen Gründen in einem Zustand der Erschöpfung, von der Umgebung abgesondert. Deine wiederholten Versuche, den Kontakt wieder aufzunehmen, habe ich geschätzt sowie die besondere Stellung, die Du mir in der Debatte über Grundeinkommen und Existenzgeld eingeräumt hast. Dafür danke ich Dir jetzt verspätet. Zur Zeit hatte ich nicht einmal genug Kraft, um täglich die Zeitung zu lesen.

Jetzt erholen wir uns in diesem Thermalort. Es wird schon für einige Zeit wieder weitergehen.

In Deinem letzten Brief ging es unter anderem über die Möglichkeit einer Neuausgabe einiger vergriffener Bücher von mir. Ich hab sie mir kurz angeschaut und bin der Meinung, dass sie neben noch Gültigem viel (zu viel) Obsoletes enthalten. Lieber sollte ich versuchen, eine Auswahl von Texten zusammenzustellen, und zwar thematisch geordnet auf höchstens 300 Seiten. Die Fragen des Copyrights möchte ich so lösen, dass ich auf die „Royalties“ der französischen Ausgabe verzichte und mein Freund und Verleger auf die Rechte der deutschen Ausgabe. Aber es werden Monate vergehen, bevor ich diese Zusammenstellung fertig habe. Solltest Du diesbezügliche Anregungen oder Wünsche haben, wäre ich Dir dankbar dafür. Einige meiner Schriften kennst Du ja besser als ich!

Lieber Franz, ich hoffe in einiger Zeit den “Ideenaustausch” (wie es auf Französisch heißt) mit Dir wieder aufzunehmen. Die Streifzüge sind mir sehr wichtig, es freut mich zu hören, dass sie an Boden gewinnen.

Alles Liebe

André

P.S. Ab 17.11. sind wir wieder in Vosnon.

Veröffentlicht in Briefe