Wien, am 14. November 2006
Lieber André,
schön wieder von Dir zu lesen. Noch dazu diesen warmherzigen Brief. Ich hoffe, die Kur hat Euch beiden gut getan und die nächste Zeit wird besser als die letzte. Natürlich war ich in Sorge, wollte Dich aber auch nicht belästigen.
Wegen mir brauchst Du Dich jedenfalls nicht stressen! Wenn es Dir ausgeht, dann wird es mich freuen, auch Inhaltliches von Dir zu lesen und darüber zu diskutieren. Wenn es Dir aber zu anstrengend ist, freut mich auch eine persönliche Notiz oder einfach eine Postkarte…
Bezüglich einiger Dinge solltest Du Deine Verdienste nicht schmälern. Du hast einiges vor- und einiges angedacht, was man nicht so einfach der Vergessenheit überantworten sollte. Es war mir übrigens nicht nur Deinetwegen ein Verlangen, darauf hinzuweisen, sondern auch, weil mich die Geschichtslosigkeit der sozialen Bewegungen und Regungen überhaupt nervt, vor allem, wenn sie meinen, sie erfinden gerade das Rad neu.
Die laufenden Grundeinkommensdebatten halte ich zwar nicht für allzu spannend, aber alleine der sich ausbreitende Gedanke, dass nicht gearbeitet werden muss, um zu leben, weist in die richtige Richtung. Es darf nur – was ich aber fürchte! – letztlich kein Armenausspeisungsgeld rauskommen. Die soziale Frage wird insgesamt immer dringender, selbst wenn Österreich und insbesondere Wien noch zu den Gewinnern im Standortkrieg gehören sollte. Die Menschen sollen nicht unter die Räder kommen. Das hat wirklich aufzuhören. Dieses Leben in der Angst sozial abzustürzen ist eine Zumutung sondergleichen. Aber was sage ich das Dir…
Bezüglich Neuauflage. Ja, so eine Art Lesebuch wäre nicht schlecht. Du könntest darin ja das einbringen, was Dir auch heute noch richtig und/oder wichtig erscheint. Vielleicht auch versehen mit einem aktuellen Vorwort. Wenn Du willst, helfe ich Dir gerne, am besten, indem ich Dir mitteile, was mir an Deinen Schriften am Unverzichtbarsten erscheint.
Die neuen Streifzüge sollten Anfang Dezember bei Dir sein, lieber André. Wir sind jetzt erstmals über 300 Abonnenten. Das tut gut, ist aber noch immer nicht viel. Ohne diesen schlimmen Split mit Robert Kurz wären wir wahrscheinlich schon um einiges weiter.
Ich wünsche Deiner Frau und Dir auf jeden Fall viel Kraft und natürlich alles Liebe
Mit herzlichen Grüßen aus Wien
(Franz)