Springe zum Inhalt →

20.–27.10.2003: André Gorz an Stefan Meretz

20. – 27.10.03

Lieber Stefan,

Herzlichen Dank für deinen lieben Brief vom 5.10. und für die Streifzüge, die ich von Anfang bis Ende lesen wollte, bevor ich dir schreibe. Darüber später.

Ich fühle mich mit dir sehr verbunden. Du bist einer der wenigen mir bekannten Menschen, die sich mit keinerlei Schranken umgeben: sie gewähren freien Zugang, sind offen, wecken sofort Vertrauen und die Lust zu geben – alles Sachen, die auch im „Austausch“ von Wissen gelten (sollten). Dass du trotz deiner Abneigung gegen Warenverhältnisse dir Gedanken über einen möglichen Verleger für mich gemacht hast, weiß ich zu schätzen. Ich habe in der Zwischenzeit einen gefunden: Rotpunkt Verlag, Zürich, deren Inhaber zu einem kleinen Kreis von radikalen Linken gehören – demselben Kreis wie Th. Schaffroth und Pierre Franzen (Widerspruch) von dem du, glaube ich, gehört hast.

Warenverhältnisse sind mir auch zuwider. Nur halte ich Bücher ebensowenig wie Kunstwerke für Waren. Sie unterscheiden sich von „richtigen“ Waren dadurch, dass sie nicht gegen andere Waren austauschbar sind, mit ihnen nicht in einem Äquivalenzverhältnis (dem Tauschwert) stehen. Ihr Tauschwert gilt allein für ihre Fertigungskosten, nicht für ihren Inhalt – ihren „eigentlichen Wert“ („valeur intrinséque“ bei Gabriel Tarde15).

Aufgrund deines Briefs habe ich über die Wichtigkeit nachdenken müssen, die die Materialität von Büchern für mich immer gehabt hat:

(1) Die Materialität des Buches ist die Verkörperung einer individuellen intellektuellen Schöpfung. Es vergegenständigt das Abarbeiten und Ausarbeiten, das der „Autor“ an der Sprache unternommen hat, um ästhetische und ideologische Gemeinplätze zu überwinden und sagbar zu machen, was im normalen Gerede nicht zum Ausdruck kommt.

(2) Durch seine Materialität ist der gedankliche Inhalt des Buches „veröffentlicht“ und im öffentlichen Raum der kritischen Prüfung aller zugänglich. Zum Unterschied zu einem „Manuskript“ oder einer Selbstveröffentlichung im net, ist es kein rein persönliches, privates Produkt mehr, sondern deren vergesellschaftete Form. Seine Materialität „ne varietur“ gibt seinem Inhalt eine Dauerhaftigkeit und lässt es als Verbindung, als gemeinsame Unterlage wirken, auf die sich die virtuelle Gemeinschaft der Leser beziehen kann.

(3) Die Materialität trägt zur Identität des gedanklichen Inhalts stark bei und hilft ihn im Gedächtnis zu bewahren. Das „Schwarzbuch“ oder die „Grundrisse“16 sind nicht irgendwelche nachvollziehbare Überlegungen, sie sind vergegenständigte Subjekte, die Farbe, der Geruch, das Gewicht, das Papier, der Druck, das Outlay des Buches sind ihr Körper, haben ihren Platz auf den Regalen, ermöglichen das Nachschlagen und Erkennen von Passagen.

Lieber Stefan, der Vortrag von dir, der mich so beeindruckte war „Informatik Arbeit Subjektivität“, in Berlin 1996 gehalten. Ich schrieb irrtümlich „Düsseldorf“ weil der Autor als „St. Me., Düsseldorf“, identifiziert war. Sorry.

Zurück zu den Streifzügen. Zwei Beiträge ragen m.E. aus dem Heft hervor: der von Robert Kurz und deiner.17 Bei Kurz finde ich eine Idee belegt, die ich auf anderen Wegen zu entwickeln versucht habe: der sogenannte „Wissenskapitalismus“ ist die Krise des Kapitalismus. Er zwingt Wissen, lebendiges sowie totes, als Kapital zu funktionieren, was seine private Aneignung voraussetzt. Totes (digitalisiertes) Wissen muss patentiert werden, lebendiges von „selbständigen“ Arbeitskraftunternehmern durch Selbstausbeutung und Selbstvermarktung (selbst) verwertet werden. Der (Tausch-) Wert von Wissen bleibt aber unbestimmbar. Er eignet sich nicht, als ordinäre Ware behandelt zu werden, denn Wissen ist zu heterogen, die Arbeitsmenge und -qualität, die ihre Produktion verlangt (hat) sind mit keinem einheitlichen Maßstab messbar und lassen sind nicht gemäß einem Äquivalenzverhältnis austauschen. Überdies lässt sich ein Wissensmonopol oder Patent nur aufrechterhalten, wenn seine Inhaber sich durch kontinuierliche Innovation gegen Nachahmer und Wiedererfinder schützen, also für Verknappung sorgen. Die Aufrechterhaltung der Knappheit, des Monopols verschlingt meist ein Mehrfaches der ursprünglichen Arbeitsinvestition. Marketing und Werbung spielen bei der Verteidigung von Wissensmonopolen eine entscheidende Rolle. Bei Bill Gates verschlingen sie ca. 1/3 des Umschlags.

Im Sog der Verteidigung von Wissensmonopolen ist die Marketing- und Werbungsindustrie zur qualitativ größten Branche der „Wissensökonomie“ geworden. Sie erfüllt die Aufgabe, Waren und warenförmige Dienstleistungen zu Vehikeln von patentierten Wissensformen zu machen: von symbolischen, ästhetischen, künstlerischen usw., nicht messbaren, nicht austauschbaren „Eigenwerten“. Das Äquivalenzverhältnis zwischen den Waren, ihr Tausch- oder Arbeitswert soll dadurch verschleiert oder ganz beseitigt werden; gehandelt werden soll allein mit unvergleichbaren, nicht messbaren Eigenwerten. Die Ausdehnung der „Wissensökonomie“ auf alle möglichen Waren entspricht m.E. der Bemühung des Kapitals, das Wertgesetz zu umgehen, dem Absinken der Wertmasse und des Profitvolumens entgegenzuwirken. Alles soll trotz des „Abschmelzen der Wertsubstanz“(1), wie du es nennst, exklusiv, knapp und teuer bleiben, das Absinken der (Mehr)wertschöpfungen soll durch Monopolrenten kompensiert werden. In makroökonomischer Hinsicht führt das zu unlösbaren Problemen. Ihre Wirkung soll durch die Mehrwertschöpfung der gigantischen Massen „südlicher“ Proletariate gebremst werden. Aber auch das wirkt nur solange der schon stark überverschuldete nord-amerikanische Konsument, dem die ganze Welt nachrennt, dank weiterer Überverschuldung zahlungsfähig bleibt. Das Überleben der kapitalistischen Weltökonomie hängt von den bankrotten Bürgern eines bankrotten Weltstaats ab.

Nun zurück zu deiner Auseinandersetzung mit Lohoff. Bisher ging es hier nur um vergegenständlichtes formalisiertes Wissen, welches, als Software, als Prozess- oder Organisationswissen, die Funktion von fixem Kapital füllen kann. Dass die Wissensarbeit, die derart funktionales Produktionswissen erzeugt, „zum Aufbau von Wertsubstanz beiträgt“ und also produktiv ist, leuchtet mir ein. Viel weniger aber, dass sie unproduktiv ist, „sofern sie Bestandteil unproduktiver Prozesse“.(2) Die Differenz, die wir zu haben scheinen, hat wahrscheinlich ihren Ursprung in der Entwicklungsgeschichte des französischen Marxismus. Er ist nicht so streng wissenschaftlich wie der deutsche. Der derer, die sich am eingehendsten mit der „Wissensökonomie“, der „realexistierenden Anarchokommunistischen Ökonomie des Gebens“ (Barbrook18) befassen, haben von den Italienern (Negri, Bologna, Virno, Lazzarato19) viel gelernt.(3) Der Begriff der immateriellen Arbeit, den ich bloß weiterentwickelt habe, stammt von Lazzarato, der auch in Deutschland (glaube ich) übersetzt wurde. Negri hat die Idee des „general intellect“ (Grundrisse, S. 594) als entscheidende Produktivkraft entwickelt und dadurch viele beeinflusst, die in viel anderem seine Meinungen nicht teilen. Wichtig bleibt auch Negris „Marx jenseits von Marx“, eine Reihe von Vorlesungen, die er in den 70iger Jahren in Paris (École des Hautes Etudes) gehalten hat20, die viele strenge Marxisten für unseriös halten, die aber aus den Grundrissen folgendes herausarbeiteten, das ich für wichtig halte: produktiv sind alle Tätigkeiten, die die menschlichen Fähigkeiten/Produktivkräfte entwickeln. „Wirklicher Reichtum ist nichts anderes als…“ (s. Grundrisse, S. 387).(4) Natürlich geht es da nicht mehr um monetären Reichtum und Geldvermehrung, und auch nicht mehr um unmittelbar produktive Arbeitstätigkeiten, sondern um die „unsichtbare Selbstentwicklungsarbeit“. Die Negristen sehen sie als Arbeit schlechthin an, weil sie im Produktionsprozess von Kapital verwertet oder zumindest ausgenützt wird oder ausgenützt werden kann, also produktiv als „Humankapital“ erscheint oder als Komponente produktiver Arbeit auftritt.

Selbst in der verarbeitenden Industrie werden Arbeiter als Dienstleister angesehen, deren Leistung weder genau vorgeschrieben noch gemessen werden kann, und von denen „emotionale, soziale, kommunikative Kompetenzen“ in der Ausführung ihrer Aufgaben verlangt werden, also „Kompetenzen“ die man im täglichen Verkehr, vor, nach und außerhalb der Arbeitszeit entwickelt hat und die jetzt im Rahmen der kapitalproduktiven Arbeit auszuüben – und zu instrumentalisieren – sind.

Die Negristen gehen so weit, auch reine Reproduktionsarbeit als produktive Arbeit anzusehen – was ich heftig bestreite – und „Lebendigkeit“ an sich, alle „Lebensäußerungen“ als produktiv zu deuten, da sie auf die Wertproduktivität positiv einwirken. Yann Moulier21 spricht hier von „Ausbeutung zweiten Grades“ und von „Raub“. Das Kapital raubt unbezahlte menschliche und natürliche Reichtümer, die es weder erzeugen kann noch will, eignet sie sich gratis an und verwertet sie.(5) Gemäß deinem Argument, trägt die Entwicklung von außerberuflichen Kompetenzen und Alltagskultur „zum Aufbau von Wertsubstanz bei – ist also produktive Arbeit –“ da wo „sie in produktive Produktionsprozesse eingebunden ist“ oder eingebunden werden kann. Das „Ausrauben von Externalitäten“ (Moulier) verwischt die Differenz zwischen Arbeit und Nichtarbeit.(6)

Mir ist das alles nicht geheuer: zu schematisch-ökonomistisch. Die Sache mit dem „Raub von Externalitäten“ ist eine gute Idee. Aber die lebensweltliche Selbstentwicklungsarbeit aufgrund ihrer produktiven Wirkung entgelten zu wollen (Existenzgeld soll so legitimiert werden), scheint mir abwegig: das würde dazu führen, Bildung, Alltagskultur, Selbstentfaltung in Hinsicht auf ihre funktionale Wirkung im vorhinein zu instrumentalisieren, statt sie als Selbstzweck und nichtökonomischen Reichtum „jenseits von Ware und Geld“ zu betrachten. Gerade die Wichtigkeit der Externalitäten, der „unsichtbaren“ Arbeit, die Moulier als Basis des postindustriellen Verwertungsprozesses erkennt, weist auf eine andere Ökonomie, hinter und jenseits der sichtbaren, hin.

Ich weiß, du verwendest den Begriff „Wissensarbeit“ in einem viel engeren Sinn, als den hier geläufigen. „Wissen“ (im Sinne von „knowledge“) bezeichnet hier sowohl formalisierbare Kenntnisse als lebendige Fähigkeiten (know how), körperliche Intelligenz usw. Der „Informationssektor“ ist nicht als „Sektor“ anzusehen, er durchzieht die ganze Ökonomie und Alltagskultur. Die Front, „an der (wie du schreibst) die unsichtbaren Schlachten geschlagen werden“ ist überall, wo es der „Durchsetzung der Wertform“, der privaten Aneignung-Enteignung von Gemeingütern und primären Reichtümern zu widerstehen gilt.

––––––––

Gehen wir nun davon aus, dass Selbstentwicklungs- und Bildungsarbeit eine Investition in die Vermehrung von Capital fixe-being-man-himself ist, ändert sich die Perspektive. Insofern es im Produktionsprozess einsetzbar, ist digitalisiertes Wissen totes menschliches capital fixe. Sein Aufbau trägt zu dem von Wertsubstanz (wenn ich den Begriff richtig verstehe) bei, aber die aus seinem Einsatz resultierende Arbeitseinsparung trägt bei zum Schrumpfen der Wertsubstanz. Das Schrumpfen übersteigt natürlich das Anwachsen. „Vom Standpunkt des unmittelbaren Produktionsprozesses aus“, sollte dem Anwachsen von Humankapital Einhalt geboten werden, sobald sein Ausmaß seine kapitalproduktive Verwendung übersteigt oder zu übersteigen droht. Hier wird die „unsichtbare Front“ besonders sichtbar: Das Kapital geht offensiv gegen „unnütze Bildung“ vor, verlangt deren Abbau zugunsten von instrumenteller Ausbildung und privatisiert den Unterricht, die Universitäten in einer Weise (in Großbritannien), dass die Studierenden selbst nur noch verwertbares Wissen verlangen. Ich komme also auf meinen obigen Einwand zurück: Existenzgeld als Entgeltung der indirekten Produktivität (vom Standpunkt des Kapitals) von Bildung und Selbstentfaltung geht direkt in die vom Kapital gestellte Falle.

Die Idee, dass es überschüssiges Humankapital, überschüssige Bildung und Wissensarbeit gibt, kurz überschüssige Menschen und menschliche Fähigkeiten verweist per se auf die Absurdität der Kapitalverhältnisse und auf eine notwendig andere Ökonomie mit anderen Wertvorstellungen… Schon jetzt weiß eigentlich niemand mehr, was unter „Wert“ zu verstehen ist.

Stefan, ich weiß nicht, ob meine Ausführungen für dich von Interesse sind. Ich kenne die Überlegungen von Lohoff nicht und bin nicht sicher, zu verstehen, worum es geht. Überhaupt bin ich kein richtiger Theoretiker, kein Gelehrter, sondern ein Autodidakt, der zu verstehen und (für sich) verständlich zu machen sucht. Ich war 33 Jahre lang Journalist, schrieb nebenbei von Zeit zu Zeit ein Buch, und den Anstoß zum Nachdenken gaben mir immer Beobachtungen und Fakten. Mein Versuch, zu verstehen, wie es immaterielles Kapital geben kann und wieweit es als Kapital funktionieren kann, stammt von Fragen, die ich mir beim Lesen von J. Rifkins Access22 (insbesondere Kap. 3) stellte. Für die „Dissidenten des digitalen Kapitalismus“ und das revolutionäre Potenzial der freien Software Bewegung begann ich mich erst 1998 zu interessieren und fand Schriften wie Pekka Himanens „Hacker Ethik“23 besonders erfreulich. Dass mit den freien Netzwerken und der freien Software eine andere Welt und Menschheit „keimen“ (wie du sagst) könnte, war mir gleich klar, und auch dass diese Dissidenz der geometrische Ort aller „Schlachten“ gegen die Weltherrschaft des Kapitals ist. Was mich bei Wolf Göhring besonders interessierte, ist die Weise in der er aufzeigt, dass vernetzte Unternehmen (die meisten sind vernetzt) ihre Entscheidungen auf Grund gegenseitiger Absprache und Befragung der Klienten treffen, über was, wie, wo am besten zu produzieren ist, so dass Selbstorganisierung und Selbstkoordinierung die zentrale Planung und Vermittlung durch den Markt überflüssig machen, wie auch gegenseitiger Austausch von Leistungen und Produkten nicht über die Waren- und Wertform zu verlaufen braucht. Die Praxis nimmt gewissermaßen die Überwindung des Kapitalismus vorweg.

Du hast ganz richtig bemerkt, dass diese nie von selbst geschehen wird und kann und ein bewusstes Subjekt und Projekt braucht. Immerhin, der praktische Ausgangspunkt ist da, freie Vergesellschaftung ist nicht aus der Luft gegriffen. Unlösbar bleibt für mich die Frage, wie eine anarcho-kommunistische Gesellschaft ohne Geld-, Warenverhältnisse und Rechtsapparat (d.h. Staat) sich ausdehnen und bewähren soll. Dass sie in lokalen Gemeinschaften, auch größeren Gemeinden (siehe Argentinien) funktionieren hat sich bewiesen. Aber weltweit? Kann es große synphonische Orchester, Museen, Universitäten die auch Quechua und Ägyptologie lehren, Forschungsinstitute und Mikrochirurgen geben, wenn es keine internationale Währung und keine Investions-Banken und keine staatliche Umverteilung oder Besteuerung gibt? Diese Fragen bemühen so einige bei Attac, die über verschiedene Geldsorten, die den 3 oder 4 verschiedenen Funktionen des Geldes entsprechen, nachdenken. Wie diese Geldsorten sich mit oder gegeneinander verhalten würden ist eine komplizierte Frage, nicht?

Ich sag dir das alles, damit du nicht zu große Hoffnungen hegst, was mein Wissen und meinen Scharfsinn betrifft. Noch etwas: Du sprichst von „Informationsgesellschaft“, nicht von „Wissensgesellschaft“. Gibt es für dich einen Unterschied zwischen den beiden? Wenn ja, welchen?

In den letzten Streifzügen fand ich die beiden (besonders den zweiten) Beiträge von E. Ribolits sehr interessant (aber zu lang).24 Franz Schandl erinnert mich an Guillaume Pauli25. Er hat sicherlich so viel Spaß beim schreiben, dass er sich nicht mehr zurückhalten kann.

Lieber Stefan, ich möchte gerne ein lebenslängliches Abo. bei den Streifzügen haben, ohne den Banken die horrenden Kommissionen zu schenken, die sie auf ausländische chèques nehmen. Darf ich dich also bitten, das Abo. Für mich zu besorgen und gleichzeitig das Manifest gegen Arbeit 26 (Krisis-Gruppe) für mich zu bestellen? (Ich lege 80€ bei).

In Zukunft werde ich keine so langen Briefe schreiben!

Er wird mich freuen, wieder von dir zu hören.

Herzliche Grüße.

André.


(1) Verstehe ich den Begriff „Wertsubstanz“ – der für mich neu ist – richtig, wenn ich meine, dass er das produktiv eingesetzte Volumen von fixem und zirkulierendem Kapital – von toter und kapitalproduktiver lebendiger Arbeit – bezeichnet?

(2) S. 44, Kol. 1 von Streifzüge.

(3) S. „Arbeit zwischen Misere und Utopie“ (Suhrkamp 2000) Kap. 2, §3 und 4.

(4) Der Satz fängt an: „Was ist Reichtum, entblößt von seiner bornierten bourgoisen Form, wenn nicht…“

(5) „Mehrwert“ hat im großem Ausmaß als Quelle, die Ausbeutung oder Aneignung unbezahlter, unbezahlbarer und unsichtbarer Verausgabung von menschlichen oder natürlichen Kräften.

(6) Natürlich kann man einwenden, dass die Selbstentwicklungsarbeit von der Wertsubstanz zehrt, solange sie sich noch nicht in produktiven Produktionsprozessen produktiv auswirkt. Aber umgekehrt kann man argumentieren, dass „Zeit für die volle Entwicklung des Individuums (…) vom Standpunkt des unmittelbaren Produktionsprozess aus (…) betrachtet werden kann als Produktion von capital fixe, dies capital fixe being man himself.“ (Grundrisse, S. 599)


15 Gabriel Tarde (1843-1904), französischer Kriminologe, Soziologie und Sozialpsychologe.

16 Vgl. Karl Marx (1858/1984).

17 Vgl. Stefan Meretz 2003c und Robert Kurz 2003a.

18 Richard Barbrook schrieb 1995 zusammen mit Andy Cameron, beide Sozialwissenschaftler an der Universität von Westminster, mit „The Californian Ideology“ eine einflussreiche Kritik des Neoliberalismus. Die deutsche Übersetzung ist bei Telepolis erschienen: https://heise.de/-3229213. Das Zitat von Gorz stammt aus Barbrook 1998.

19 Antonio Negri (*1933), Sergio Bologna, Paolo Virno (*1952) und Maurizio Lazzarato sind (post-)operaistische Theoretiker. Der Operaismus ist eine linke antistaatliche Bewegung („Autonomia“) der 1960er Jahre vor allem in Nord-Italien, die sich von der KP abgrenzte. Der Postoperaismus integriert zudem Elemente des französischen Poststrukturalismus.

20 Vgl. Antonio Negri 1984.

21 Yann Moulier Boutang (*1949), französischer Ökonom und Essayist, Gründer der Zeitschrift Multitude.

22 Vgl. Jeremy Rifkin 2000.

23 Vgl. Pekka Himanen 2001.

24 Vgl. Erich Ribolits 2003a und 2003b.

25 Gorz meint hier Guillaume Paoli (*1959), deutsch-französischer Schriftsteller und Mitbegründer der Gruppe „Glückliche Arbeitslose“.

26 Vgl. Gruppe Krisis 1999.

Veröffentlicht in Briefe