Berlin, 29.3.2004 [29.5.2004]
Lieber André,
ein kurzer Brief mit Eindrücken von der Oekonux-Konferenz vom 20. bis 23. Mai in Wien – sie hätte Dir gefallen! Es war unglaublich schön, zu erleben, wie das, was wir sonst oft nur theoretisch überlegen – das freie Entfaltung ein ungeheure produktive (in deinem weiten Sinne) Kraft ist – sich plötzlich zeigt und spürbar wird. In diesen Zusammenhang passte dein „Geleitwort“, das sofort auf die Oekonux-Seite im Internet gestellt wurde, wunderbar hinein. Viele waren sehr erfreut, dass ein bekannter Philosoph Oekonux mit dieser Aufmerksamkeit bedenkt und aber auch skeptisch, ob denn Oekonux dem damit auch formulierten Anspruch gerecht werden könne. Die realen Widersprüche lassen Konflikte und auch Eitelkeiten eben auch im Oekonux-Projekt nicht aus. Dass dies selbstreflexiv und selbstkritisch wahrgenommen wird, ist wiederum das, was mich besonders erfreut. Selbstentfaltung, Selbstorganisation und Selbstreflexion ergibt einen Gesamtprozess, der eben nicht abhebt und seinerseits Entfremdung erzeugt.
Ich schicke dir zwei E-Mail-Ausdrucke mit von zwei treibenden Menschen aus dem Oekonux-Zusammenhang, die die Oekonux-Konferenz reflektierten. Franz Nahrada53, Hotelier und Sozialwissenschaftler aus Wien, arbeitet schon seit Jahren am Konzept der „globalen Dörfer“ und denkt stetig über „Kreisschlüsse alternativer Produktionen“ nach. Er reflektiert die Bedeutung dieser Konferenz für das Projekt Oekonux. Stefan Merten54 ist der Oekonux-Maintainer und arbeitet als Informatiker bei einem der ganz großen Anbieter von Internet-Dienstleistungen (web.de). Er schreibt mehr über organisatorische Dinge (englisch), aber du bekommst so einen kleinen Eindruck von der Konferenz – auch darüber, was nicht gut lief. Wie du lesen kannst (überfliegen reicht aus…) wird alles öffentlich besprochen. Das ist eine große Stärke von Stefan Merten: Er sorgt für unbedingte Transparenz aller Prozesse. – Zum Leidwesen von Stefan Merten und mir werden wir wg. der Namensähnlichkeit oft verwechselt (wie du weißt!).
Vielen Dank noch einmal für deinen Text!
Herzliche Grüße
(Stefan)
53 Franz Nahrada (*1954), österreichischer Soziologe und Hotelier im Ruhestand, E-Mail: www.oekonux.de/liste/archive/msg08167.html